Mir geht aktuell folgende Frage durch den Kopf:
Ist es noch zeitgemäß und “notwendig” möglichst zusammenhängende Jahre im Lebenslauf zu haben? Kurz zur Situation: Ich bin nach 3 Jahren, die durchwachsen waren mit Krankheit, Arbeitslosigkeit, Reha und beschäftigung mit niedriger Stundenzahl seit anfang diesen Jahres endlich wieder in eine festen Vollzeitstelle. Grundsätzlich bin ich auch mit der Arbeit die ich verrichte zufrieden und der Kunde erst recht. Allerdings gibt es dinge die der Job mit sich bringt die mich mehr und mehr nerven und belasten. Da das ganze ein Jahresvertrag ist habe ich mir eigentlich gesagt ich zieh den auf jeden Fall durch, hauptsächlich um mal wieder ein ordentliches und zusammenhängendes Jahr im Lebenslauf stehen zu haben. Da ich aber nicht weiß ob sich die betreffenden Dinge in naher zukunft ändern denke ich zunehmend über einen Jobwechsel nach und stelle mir die eingangs erwähnte Frage.
TLDR:
- Lücken im Lebenslauf in den letzten Jahren aufgrund Erkrankung.
- erster Vollzeitjob seit 3 Jahren mit Jahresvertrag
- Probleme die mich über Jobwechsel nachdenken lassen
- frage mich ob es heutzutage (bzw in meiner Situation) noch wichtig ist “volle Jahre” im Lebenslauf zu haben.
Nirgendwo länger als 6 Monate gearbeitet zu haben und dann auch noch Lücken zwischen den Beschäftigungen zu haben, wäre sehr verdächtig. Ansonsten würde ich mir da keinen großen Kopf machen, denn du kannst es doch sogar positiv verkaufen und bringst sogar schon die richtige Idee mit, wie du hier zeigst:
Da das ganze ein Jahresvertrag ist habe ich mir eigentlich gesagt ich zieh den auf jeden Fall durch, hauptsächlich um mal wieder ein ordentliches und zusammenhängendes Jahr im Lebenslauf stehen zu haben.
An deiner Stelle würde ich folgendes tun: Mit niedriger Intensität nach neuen Jobs suchen. Argumentation dort könnte dann so aussehen: Ich hatte eine sehr schwierige Zeit und für mich war damals der Wiedereinstieg Berufsleben ersteinmal oberste Priorität. Ich habe meinem Arbeitgeber, meinen Kunden und auch mir selbst beweisen können, dass ich inzwischen wieder voll leistungsfähig bin (am Besten noch mit: und zwar weil A, B, C). Da der Vertrag befristet ist und ich
- Variante A: ohnehin Ambitionen habe, mehr zu leisten, suche ich für alsbald eine neue Stelle, auf der ich langfristig wachsen kann
- Variante B: jetzt die Arbeitsbedingungen für mich einen höheren Stellenwert gewonnen haben, such ich für alsbald eine neue Stelle, mit der ich langfristig zufrieden bin
Beide Varianten schließen sich nicht aus und du kannst auch beides nennen. Eventuell bekommst du damit schon gute Angebote zum nächstmöglichen Zeitpunkt und musst gar nicht bis zum Ende des Jahresvertrags warten. Je weiter die Zeit voranschreitet, desto intensiver sollte die Suche werden und desto mehr kann die Argumentation wechseln zu: Die Stelle war von vornherein befristet und ich suche für den Anschluss etwas Neues, wo ich mich langfristig wohlfühle. Verlängern möchte ich nicht, weil xyz.
In jedem Fall würde ich es positiv hervorheben, dass du gerade durch die Fragmentation deiner bisherigen Vita ein langfristiges Engagement suchst. Arbeitgeber lieben das, weil Arbeitnehmer umso effizienter werden, je länger sie da sind und dadurch auch umso profitabler. Außerdem sind Bewerbungsprozesse ein pia.
Überlegst du kündigen und dann arbeitslos neu zu suchen oder einfach neben dem Job neu zu suchen?
Letzteres sollte überhaupt kein Problem sein. Man muss dann nur klarmachen, dass der frühestmögliche Einstieg beim neuen Arbeitgeber am Ende der Kündigungsfrist des alten Arbeitgebers liegt. Das wissen aber alle Arbeitgeber und bei einem befristeten Vertrag ist die Kündigungsfrist auch kürzer… Da du gerade unglücklich im Job bist würde ich dir dazu dringend raten einfach parallel weiter zu suchen. So.hast du auch keine weitere Lücke…
Zu kündigen um in Ruhe zu suchen ist schwerer zu beurteilen. Da ist meiner Meinung nach mehr deine mentale Stärke gefragt. Ob du es dann doch bereust, wenn die Suche vll ein paar Monate dauert. Arbeitslosigkeit weckt in den Menschen halt unterschiedlich starke existenzielle Ängste hervor. Die einen stecken es gut weg, die anderen garnicht. Und dann die sorge dass es die falsche Entscheidung war etc. Auch wie schlimm es dir in deinem jetzigen job geht spielt da mit rein. Da fällt es mir schwer etwas zu raten. Die Lücke ist glaube ich je nach Branche anders. Wenn du gut ausgebildet bist und in einer Branche bist die dringend Leute sucht ist sie kein Problem.